Kennen gelernt haben sich Amadou & Mariam Mitte der 70er Jahre im Institut für junge Blinde in Mali.
Mariam Doumbia machte mit ihrer Stimme schon früh bei traditionellen Festen von sich reden. Der Gitarrist Amadou Bagayoko begann seine musikalische Karriere im 'Orchestre National B'. Später trat er zusammen mit Legenden wie Kante Manfila und Salif Keita bei den Ambassadeurs du Motel de Bamako auf.
In den 80ern beschlossen sie gemeinsam ihren Traum vom Leben als Musiker wahr zu machen und gingen wie so viele damals nach Abidjan, der Musikmetropole Westafrikas. Dort nahmen sie ihre erste Kassette auf und das Märchen nahm seinen Lauf.
In ihren einfachen direkten Songs fanden sich die Leute wieder. Nach großem Erfolg in Westafrika kamen sie Ende der 90er mit ihrem internationalen Debütalbum ‚Sou ni tile' nach Frankreich. Seitdem touren sie um die Welt. Auf ihren Reisen haben sie viele andere Musiker getroffen und mit ihrem Charme angesteckt, denn Freundschaft ist ihrer Meinung nach die beste Medizin, gegen alle Krankheiten. So entstanden Songs mit Sargent Garcia, Hamid El Kasri, Jean-Philip Rykiel oder dem Reggaestar Tiken Jah Fakoly, der schon in Abidjan ihr Nachbar war.
Der erste Song ‚M'Bife' auf ihrem neuen Album "Dimanche a Bamako" beginnt mit der Stimme eines Straßenkindes, das in gebrochenem französisch das Pärchen begrüßt. Über ein paar einfache Akkorde auf einer akustischen Gitarre singt Mariam von ihrer Liebe zu ihrem Mann Amadou mit dem sie seit 25 Jahren zusammenlebt.
Schon hier hört man die Handschrift des neuen Produzenten: Manu Chao. Er hatte den Song ‚Chauffeurs' von ihrem letzten Album ‚Wati' zufällig im Autoradio gehört und seitdem davon geträumt ein Album mit ihnen aufzunehmen. Jetzt ist er nicht nur als Produzent mit dabei, sondern steht sogar bei den Songs ‚Senegal fast food', ‚Camions Sauvages', ‚Politic Amagni' und ‚M'Bife Blues' hinter dem Mikrofon. Die Mitarbeit des Weltreisenden läßt die CD klingen wie einen entspannten Besuch in Bamako, der Hauptstadt Malis: hier etwas Straßenlärm, dort spielende Kinder und über allem schweben die einprägsamen schlichten Melodien des blinden Duos aus Mali.
‚Dimanche a Bamako' ist ein für afrikanische Popmusik ungewöhnliches Album: Es ist leicht, verspielt, fragmentarisch und setzt statt auf große Produktion, auf den Charme des Moments. Da wird, statt der üblichen ‚call and response' Chöre und Keyboard Arrangements, eine Begleitung mal einfach gesummt. Und immer hat man das Gefühl auf einem Plastikstuhl in einer klapprigen Bar in Mali zu sitzen und einem Musiker am Straßenrand zu zuhören.
Vier Monate waren Amadou & Mariam mit Manu Chao unterwegs, aufgenommen wurde hauptsächlich in Mali und immer gemeinsam. Die Zusammenarbeit gibt der Alltagsphilosophie Amadou & Mariams auch eine globale Perspektive, wenn Manu Chao z.B. in Songs wie ‚Politic Amagni' die Kritik des blinden Duos an den selbstherrlichen Politikern Afrikas kommentiert. Das Album zieht seine Kraft aber nicht aus politischen Statements, sondern aus einer milden positiven Grundstimmung des Miteinanders.
In Frankreich erreichte ‚Dimanche a Bamako' schon vordere Plätze der Albumcharts und gewann unlängst den Victoire de la musigue, was den bisherigen Höhepunkt ihrer internationalen Karriere darstellt. Und wenn ‚le couple aveugle du Mali' heute in ihrem weissen Mercedes durch die holprigen, staubigen Straßen Bamakos rollen, werden sie nicht vergessen, das es hätte für sie auch ganz anders kommen können.
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